Von der Schönheit im Stein,
Stefan Ohnesorge zeigt in der Galerie Groß Neuendorf sein "Futurozoikum",
Artikel aus der Märkischen Oderzeitung, Oktober 2004,
von Heike Mildner

Große Granit- und Sandsteine in Augenhöhe vor einer weißgekalkten Wand. Es scheint, als hätten sie die Schwerkraft überwunden oder als habe der Stoff, aus dem sie gemacht sind, völlig andere physikalische Eigenschaften angenommen, als sie ihm bisher zugesprochen wurden. Zeichnungen hängen an den Wänden, die mit den Objekten korrespondieren. In ihnen artikuliert sich der Künstler im einheitlichen Format und mit Beschränkung auf zwei Farben in selbst gesteckten Grenzen. Wer dieser Tage die kleine Galerie "Koch und Kunst" in Groß Neuendorf (Märkisch-Oderland) besucht, betritt das "Futurozoikum" von Stefan Ohnesorge. So nennt der 38-jährige Bildhauer die Welt seiner Objekte und Zeichnungen und fügt der patentrechtlich geschützten Wortschöpfung erläuternd hinzu: "Überreste bevorstehender Zeiten". Unter diesem Titel hatte Ohnesorge seine Arbeiten schon vor zwei Jahren in der "Galerie am Prater" in Berlin gezeigt. Für die Ausstellung in sind neue Arbeiten hinzugekommen. Ein eigenwilliges Metallobjekt hat Ohnesorge - inspiriert durch den Ausstellungsort an der Oder - neu in sein Futurozoikum integriert. Es gleicht einer kleinen Boje mit vielgezacktem Kronenkopf und wirkt, als erfülle es einen Zweck. Mehr noch: als müsse es genau so beschaffen sein wie man es dort sieht, um diesen Zweck erfüllen zu können. Nur, dass dieser Zweck gegenwärtig noch im Verborgenen liegt. Den Steinen, die da von der Wand herab der Schwerkraft trotzen, sieht man den Gestaltungswillen ihres Schöpfers nicht auf den ersten Blick an. Und das ist Absicht. Er wolle durch die Bearbeitung Selbstverständlichkeit in der Form schaffen, ein aus innerer Notwendigkeit geformtes So-und-nicht-anders. Schon lange vor seinem Studium der Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin habe er seinen Sinn für Schönheit, die in einem Stein stecken kann, entdeckt. Im Umgang mit dem Material präge sich das Gespür dafür, was wie beschaffen sein muss, damit es in seine Welt passt, immer weiter aus. Ohnesorge, in Magdeburg geboren, hat viele Jahre in Berlin gelebt und gearbeitet. 1993 zog es ihn von dort weg aufs Land. Mittlerweile ist das Haus im Schiffmühler Ortsteil Herrenwiese sein Lebensmittelpunkt geworden - auch wenn das Oderbruch mit Steinen nicht so reich gesegnet ist.